„Erinnerungen, Hoffnungen, Visionen“

 

Ein Mal-Workshop mit Flüchtlingen in der Unterkirche

Vielleicht geht es Ihnen ähnlich: Wie oft habe ich eine Idee; die Umsetzung allerdings lässt auf sich warten oder kommt gar nicht erst zustande.


Ulrich Steinwender vom „Atelier“ in der Möthe hatte eine Idee – sie kam ihm über Nacht, und er wartete nicht mit der Umsetzung. In Windeseile konnte er andere dafür begeistern, Menschen, die ehrenamtlich in der Flüchtlingsarbeit tätig sind, eine Kollegin in Sundern, die Stadt, und so entwickelte sich ein einmaliges Projekt: Malen mit Flüchtlingen.


Für drei Vormittage im Juni stellte das Presbyterium die Unterkirche zur Verfügung. Zu dem Thema „Erinnerungen, Hoffnungen, Visionen“ saßen dort zehn Menschen aus vieler Herren Länder – Syrien, Afghanistan, Nigeria, Ghana… – und brachten mit Acrylfarbe, Pastellkreide oder Tusche ihre Erlebnisse, ihre Ängste und ihre Wünsche aufs Papier. Dazwischen wurden Babys gestillt, oder sie schliefen friedlich auf dem Rücken ihrer Mutter.


Wunderbare Bilder sind entstanden. Zwei Frauen hatten in ihrem Heimatland Kunst studiert und malten mit hohem künstlerischem Anspruch. Andere hatten keinerlei Vorbildung, trauten sich und waren selbst erstaunt über das, was sie auf den Blättern festhielten: Erinnerungen an Landschaften in Syrien und Afrika, Erfahrungen von Gewalt, Hoffnung auf eine Perspektive für ihr Leben und das ihrer Kinder. Die Teilnehmer hatten eine Sprache gefunden, in der sie sich über alle Sprachgrenzen hinweg verständigen konnten, untereinander und mit uns, die wir das Projekt begleiteten.


Zusammen mit Arbeiten, die in Sundern entstanden, wurden die Bilder anschließend in einer kleinen Ausstellung im Rathaus gezeigt. Die Eröffnung mit vielen Gästen spiegelte etwas von dem Geist wider, der auch an den drei Vormittagen spürbar gewesen war: ein selbstverständliches, offenes Miteinander. Man sah es in den Gesichtern der Maler und Malerinnen: Sie waren glücklich über das Interesse, das die Besucher ihnen und ihren Bildern entgegenbrachten.

Die Vormittage in der Unterkirche waren von einer Atmosphäre geprägt, die sich kaum beschreiben lässt. Alle, Flüchtlinge und Mithelfende, fühlten sich reich beschenkt.

Eine gute Idee haben und den Mut, sie umzusetzen – wie schön wäre es, wenn das auch uns immer wieder gelänge!


Text und untenstehende Fotos: Hannegret Schröder


Hier einige der Kunstwerke: