Dietmar Röttger, Pfarrer von St. Petri, verlässt Hüsten

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In unserem letzten Gemeindebrief schrieb Pfarrer Röttger:

Wie inzwischen bekannt ist, werde ich am 31. Juli dieses Jahres als Pfarrer der katholischen St. Petri-Pfarrei verabschiedet, um auf eigenen Wunsch, aber im Auftrag unseres Erzbischofs in den USA und Frankreich die dortige Pastoral auszukundschaften. Es ist damit die Hoffnung verbunden, dass Blicke über den Tellerrand das eigene kirchliche Leben befruchten und inspirieren.


Damit gehen für mich 13 Jahre als Pfarrer in Hüsten zu Ende, in denen sich das Gesicht der katholischen Kirche vor Ort sehr verändert hat. Dabei habe ich oft entdeckt, dass viele Fragen, egal ob nach Strukturen, nach Prioritäten, nach Profilierung des christlichen Glaubens, nach Gemeindebildung oder anderen Themen beide großen christlichen Kirchen in sehr ähnlicher Weise beschäftigt haben. Das ist eigentlich auch klar, denn das Leben der Menschen mit ihrem Glauben in der modernen Gesellschaft hat sich gewandelt, und somit sind alle Glaubens-gemeinschaften davon betroffen.


Das intensive ökumenische Miteinander in Hüsten habe ich dabei als sehr bereichernd erlebt. Dabei habe ich immer gespürt, dass es hier nicht nur um Symbol-Ökumene geht. Vielmehr ist das Miteinander der evangelischen und katholischen Christen in Hüsten voll alltagstauglich. Es ist von Selbstverständlichkeit, gegenseitigem Respekt und Unaufgeregtheit geprägt, sie lebt von vielen persönlichen Beziehungen in den Gemeinden, zwischen den Gremien und nicht zuletzt von dem freundschaftlichen Umgang, den ich mit Reinhard Weiß und Ulrike Rüter auf der Pfarrer-Ebene pflegen konnte. Dafür bin ich sehr dankbar, und ich darf sagen, dass ich mich in der Kreuzkirche genauso heimisch fühle wie in den acht Kirchen der katholischen Pfarrei. Ich bin überzeugt, dass dieses gemeinsame Glaubens- und Lebenszeugnis absolut notwendig ist, wenn wir heute die Botschaft Jesu den Menschen nahe bringen wollen. So bedaure ich es wirklich, dass ich bei der gemeinsamen Fahrt zu den Luther-Stätten im Herbst nicht mehr dabei sein kann. Ich freue mich umso mehr, dass mein Nachfolger, Pfarrer Daniel Meiworm, den für mich reservierten Platz im Bus einnehmen wird.


In den USA werde ich noch größere christliche Vielfalt kennen lernen. Darauf bin ich sehr gespannt. Die in Hüsten verlebten Jahre trage ich tief im Herzen, und sie werden mir auch in Zukunft positiver Bezugspunkt bleiben. Gottes Segen wünsche ich allen hier vor Ort für den weiteren Weg gemeinsam gelebten christlichen Glaubens.


Dietmar Röttger



Über den Abschiedsgottesdienst am Sonntag, dem 31. Juli 2016, erschien in der Westfälischen Rundschau folgender Artikel:

"Ein gutes Miteinander in Hüsten"
Pfarrer Röttger verabschiedet sich mit dankenden Worten aus der Petrigemeinde

Der eindrucksvolle Festgottesdienst zur Verabschiedung von Pfarrer Dietmar Röttger, musikalisch mitgestaltet von den Kirchenchören St. Petri Hüsten und St. Maria Magdalena Bruchhausen, war in der voll besetzten Petrikirche ein großartiges Dankeschön für den scheidenden Geistlichen. Röttger verlässt Hüsten nach 13 Jahren seelsorglicher Tätigkeit in Richtung USA und Frankreich, um im Rahmen eines „Kundschafterjahres“ Erkenntnisse aus der Weltkirche für die Herausforderungen der Katholischen Kirche vor Ort zu gewinnen. Das Pilotprojekt wird wissenschaftlich begleitet und im Hinblick auf das Zukunftsbild des Erzbistums Paderborn ausgewertet.


Pfarrer Röttger, der mit acht weiteren Geistlichen am Altar den Gottesdienst feierte, hieß diese und weitere aus Hüsten stammende Pastoren und ehemaligen Vikare – zum Beispiel Nils Petrat, seit fünf Jahren Seelsorger der Hochschulgemeinde Paderborn – willkommen, wie auch Pfarrerin Ulrike Rüter und Pfarrer Reinhard Weiß von der Evangelischen Kirchengemeinde Hüsten und die örtlichen Gemeindereferenten/innen und Mitarbeiter im kirchlichen Dienst. Am Altar standen auch zahlreiche Banner und Fahnen der örtlichen Vereine und Schützenbruderschaften.


Er sei dankbar für die 13 Jahre Leben und Wirken in Hüsten, wo „zu Beginn meiner Amtszeit mit den veränderten Gemeindestrukturen begonnen wurde, die wir, mit Hilfe zahlreicher engagierter Mitarbeiter, zu einer gut funktionierenden Großgemeinde geführt haben“, so Pfarrer Röttger in seiner Predigt. „Ich habe hier ein gutes Miteinander, auch im ökumenischen Bereich, erfahren und bin dankbar für viele Ermutigungen“, so Dietmar Röttger. Er rief auf zum Zusammenhalt in Familie, Kirche und Gesellschaft, auch wenn es in der Welt momentan nicht so rosig aussehe. Pfarrer Dietmar Röttger dankte im Gottesdienst besonders Pfarrer i. R. Franz Schnütgen, der sich nach sich seinem aktiven Dienst als Pfarrer in St. Johannes Baptist Neheim noch elf Jahre als Subsidiar in St. Petri, seiner damals ersten Vikarstelle, zur Verfügung gestellt habe. Er überreichte Franz Schnütgen als kleines Abschiedsgeschenk ein Weinpräsent.


Nachdem die beiden Kirchenchöre das irische Segenslied „May the road rise to meet you“ gesungen hatten, dankte Dr. Norbert Albersmeier, Vorsitzender des Pfarrgemeinderates (PGR), Dietmar Röttger namens des Kirchenvorstandes (KV) und des PGR für sein Wirken in Hüsten und für seine große Weitsicht bei der Hinführung zur Großgemeinde: „Für diesen Prozess warst Du genau der richtige Pfarrer. Wobei Du immer Wert darauf legtest, dass jede Ortsgemeinde ihre individuelle Ausprägung behielt.“


Albersmeier fügte an: „Wenn Du sagst, bisher an keinem anderen Ort so lange gelebt zu haben, wie in Hüsten, dann sind wir ab jetzt Deine Heimatgemeinde, die Du hoffentlich nie vergisst. Das von Dir gewünschte Geschenk – ein Bild von Ulli Steinwender, das die Kirchorte rund um St. Petri zeigt und ihre Eigenarten ausdrückt durch die jeweiligen Ortsviecher – bestätigt Deine Liebe zu dieser Gemeinde.“ PGR und KV überreichten als weiteres Geschenk eine Patenschaft für das Orgelprojekt.


Die evangelische Pfarrerin Ulrike Rüter sagte zu Dietmar Röttger: „Es ist schön, dass wir uns als Christen beider Konfessionen in Hüsten nicht mehr fremd sind. Auch dass wir uns gegenseitig nicht mehr nur als gern gesehene Gäste betrachten, sondern inzwischen sogar als Geschwister, die sich ganz selbstverständlich auch in der Schwestergemeinde zuhause fühlen. Du verlässt uns als guter Freund, der immer absolut vertrauenswürdig, verlässlich und integer, klug und umsichtig war. Du warst und bist ein Segen für uns – Gott sei Dank!“ Ulrike Rüter überreichte Dietmar Röttger neben einer Orgelpfeife für das Orgelprojekt auch noch eine bunte Uhr mit Ziffern in den Farben des Regenbogens.


Als stellvertretender Dechant übermittelte Pfarrer Michael Schmidt, Sundern, die Grüße aller Hauptamtlichen des Dekanates Sauerland-West und wünschte Dietmar Röttger alles Gute auf seinem weiteren Lebensweg.


Zu Beginn des gemütlichen Teils in der Schützenhalle sangen Kindergartenkinder aus Hüsten und Bruchhausen dem scheidenden Geistlichen ein Lied mit guten Wünschen. Die stellvertretende Bürgermeisterin Rosemarie Goldner dankte ihrem „Freund Dietmar“ im Namen der Stadt Arnsberg. Auch Hubert Cloer, Aufsichtsratsvorsitzender des Klinikums Arnsberg, übermittelte Dietmar Röttger im Namen aller Mitarbeiter Grüße und gute Wünsche. Pfarrer Röttger habe immer klar Stellung bezogen zu Beschlüssen und Empfehlungen bei der Fusion der drei Krankenhäuser, die er maßgeblich mitgetragen und gefördert habe.


Karl-Heinz Keller